Bärlausi“ bringt Kindern in Lingen und Umgebung Freude

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Zur Weihnachtszeit ist Ralf Wöhl alias „Bärlausi“ wieder als Nikolaus unterwegs und bereitet mit seinem auffälligem Weihnachtsmotorrad Kindern Freude, so wie hier den Geschwistern Pierre-Luca, Finja-Sophie (von links) und Lisa Marie Tillmann. Foto: Jessica Lehbrink

Lingen. Wer sich in Lingen oder auch im Frerener Raum schon einmal gefragt hat, wer der kostümierte Mann auf dem silbrigen Motorrad ist, für den gibt es nun die Antwort: Derzeit ist Ralf Wöhl wieder als Nikolaus auf Tour. Was genau dahinter steckt, verrät der Lingener im Gespräch mit der Redaktion.

Von einigen Metern entfernt ertönt in der Lingener Innenstadt Weihnachtsmusik. Doch nicht etwa aus einem der Geschäfte, sondern von einem sehr auffälligen Motorrad. Darauf sitzt ein kostümierter Mann. „Bärlausi“ lautet sein Spitzname – eine Kombination aus „Teddybär“, „Nikolaus“ und „Hasi“. Denn genau als diese Figuren ist der Lingener Ralf Wöhl das ganze Jahr über unterwegs – zu Geburtstagen, Ostern und Weihnachten. Doch warum das Ganze?

Unterwegs im roten Samtanzug

Er möchte benachteiligten Kindern eine Freude bereiten – sei es, ob sie eine Behinderung haben, sterbenskrank sind oder einen schweren Schicksalsschlag erlitten haben. Dafür macht er Halt an verschiedenen Stationen, zum Beispiel an Kindergärten, und nimmt sie dafür auf eine kleine Spritztour auf seinem „Zweirad“ mit. Dies tut er nun in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel im roten Samtanzug und mit Rauschebart als Nikolaus verkleidet. „Offiziell bin ich damit vor drei Jahren angefangen, aber eigentlich bin ich schon vor zwölf Jahren gestartet – dann noch im kleineren Rahmen“, berichtet Wöhl.

Auffälliges Weihnachtsmobil

Nicht nur, dass seine Kostümierung auffällt; vor allem ist es Wöhls Gefährt, mit dem er bis in die Samtgemeinde Freren unterwegs ist: weihnachtlich geschmückt ist sein Motorrad samt Anhänger und nur schwer zu übersehen. Darauf steht die Aufschrift „Bikerkinder.cool“ – der Name des gemeinnützigen Projekts. Anfallende Kosten wie Benzin bezahlt der Ehrenamtliche aus eigener Tasche. Zwar nimmt Wöhl auch Geldspenden entgegen, sammelt diese und übergibt sie eins zu eins beispielsweise an das Lingener Kinderhospiz, doch auch Sachspenden sind gerne gesehen. In seinem Anhänger befinden sich lauter Pakete gefüllt mit Spielzeug. Auch aus der kleinen Klappe an seinem Motorrad blitzen einige Kuscheltiere hervor.

Im Anhänger seines Wehnachtsmobils hat Ralf „Bärlausi“ Wöhl aus Lingen Geschenke für Kinder dabei. Foto: Jessica Lehbrink

 

„Man kann mit wenig viel erreichen“, sagt der 54-Jährige, der hauptberuflich als Anlagenmechaniker bei einem Unternehmen in Haselünne arbeitet – Vollzeit. Und trotzdem hat er es sich zur Aufgabe gemacht, einen Großteil seiner Freizeit dem Ehrenamt zu widmen. „Es macht eben Spaß. Und ein bisschen Kind steckt in jedem“, weiß er. Oft sei es nur „eine Runde um den Pudding“ und dazu ein kleines Geschenk oder vielleicht ein Süßigkeit, die nicht nur den Kleinen ein gutes Gefühl und ein tolles Erlebnis beschert. „Die älteste Beifahrerin war 85 Jahre“, erzählt Wöhl, der Blicke von staunenden Menschen gewohnt ist. Immer wieder hält er gerne an, um sich mit Kindern fotografieren zu lassen, ihnen oder auch einer älteren Dame im Rollstuhl ein Bonbon aus seinem kleinen Kästchen am Motorradlenker zu reichen.

„Eine schöne Ablenkung“

Vor allem sensibel müsse Wöhl sein, denn bei jeder seiner festen Touren erwarten ihn Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Bedürfnissen. „Ich sehe immer die Geschichte hinter einem Menschen“, meint er und erzählt vom Besuch einer Familie, deren Kind missbraucht wurde sowie von einem autistischen Jungen, der sich nach langer Zeit wieder öffnete und trotz Hemmungen begann mit dem Lingener zu sprechen. „Für sie ist es eine schöne Ablenkung.“ Manchmal würden sich sogar richtige Freundschaften entwickeln, sowohl zwischen fremden Kindern die bei Aktionen zusammen kommen, als auch zwischen ihm und einigen Kindern. „Das ist richtig niedlich“, sagt Wöhl, dessen Lächeln trotz seines Motorradhelm zu erkennen ist.

„Bis ich vom Motorrad falle“

Unterstützt wird Bärlausi von seiner Frau und auch von seiner Tochter, die nicht nur genauso begeistert vom Motorradfahren ist wie ihr Vater, sondern auch das Kinderschminken bei Aktionen übernimmt. „Ich mache das so lange weiter, bis ich vom Motorrad falle“, sagt der Mann im Nikolaus-Kostüm, der zufälligerweise auch noch am 24. Dezember Geburtstag hat, schmunzelnd. „Zehn Jahre werden es bestimmt noch.“

Weitere Informationen zum Projekt „Bikerkinder.cool“ gibt es auf der gleichnamigen Internetseite.

 

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